Lüftungsanlagen

Damit die Luft rein bleibt

Text: Torsten Seidel | Foto (Header): © Aycatcher – stock.adobe.com

In Zeiten von Corona und Covid 19 macht sich alle Welt Gedanken um Hygiene- und Reinlichkeitsstandards. So auch ich. Nur, dass ich mir dieses Mal Gedanken um die Reinigung und Wartung von Lüftungsanlagen gemacht habe.

Auszug aus:

DER HAUSMEISTER
Praxis – Technik – Sicherheit – Recht
Ausgabe August 2020
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EnEV und immer neue Vorgaben

Die neue EnEV (Energie-Einsparverordnung) sieht immer neue Reduzierungen des Co2-Ausstoßes von Heizungsanlagen vor. Auch und gerade im Bereich von Einfamilienhäusern. Diese Änderungen und Anforderungen sind ohne moderne und zugleich intelligente Lüftungsanlagen nicht mehr zu erreichen.

Was tun, wenn die Anlage älter wird?

Nun sind der Kauf und der Einbau einer raumlufttechnischen Anlage (RLT-Anlage) nur „die halbe Miete“. Was passiert mit so einer Anlage, wenn sie ein paar Heiz- und Kühl-/Lüftungssaisons hinter sich hat? Wenn hier nicht die Hygienestandards eingehalten werden, kann sich eine solche Anlage schnell zur Dreckschleuder avancieren.

DIN 1946-6
Wir wären nicht in Deutschland, wenn es hierfür nicht auch eine DIN-Norm gäbe. In der DIN 1946-6 sind Vorgaben zur Inspektion und Wartung von Wohnungslüftungsanlagen geregelt. Denn durch verschmutzte Leitungen erhöht sich der Rohrreibungswiderstand und das führt dazu, dass weniger Luft umgewälzt wird als vom Heizungs-/Lüftungsbauer berechnet wurde. Schon eine Reduktion der Luftwechselrate um zehn Prozent kann dazu führen, dass nicht mehr ausreichend viel frische Luft in dem Raum ankommt. Ebenso steigen die Energiekosten und somit der Co2-Ausstoß an, wenn die Anlage dann eine oder zwei Stufen höher betrieben wird, um den fehlenden Luftwechsel ausgleichen zu können.

VDI
Für Nicht-Wohngebäude, wie Bürogebäude und dergleichen, regelt die VDI 6022, wie die Sauberkeit in einer solchen Anlage auszusehen hat.

Behaglichkeit …

Wir sprechen bei Wohnräumen und deren Lüftung und Luftqualität von Behaglichkeit. Diese Behaglichkeit setzt sich wiederum zusammen aus Temperatur, Luftfeuchte, Co- und Co2-Gehalt der Luft. Ihr kennt das alle: Wenn z. B. in einem Klassenzimmer oder Schulungsraum nicht ausreichend gelüftet wird, steigt der Co2-Gehalt im Raum an. Daraus resultiert, dass die Teilnehmer müde werden, sich nicht mehr richtig konzentrieren können und sogar Kopfschmerzen bekommen können.

Das kann natürlich genauso zu Hause passieren. In einem modernen, hoch dichten Gebäude, in dem der Luftwechsel nicht mehr stimmt, passiert genau das. Verbrauchte Luft verbleibt im Raum oder Gebäude, der Co2-Gehalt steigt und die Menschen und Tiere fühlen sich unwohl. Wobei der Co2-Wert lediglich ein Indikator für die gesamte Luftqualität ist. Dieser lässt sich aber relativ gut und einfach messen. Die DIN EN 13779 gibt genaue Hinweise darüber, wie hoch die Co2-Konzentration sein darf. Stimmen diese Werte nicht mehr, wird es dringend Zeit für eine Reinigung der Raumlufttechnischen Anlage. Es kann natürlich auch sein, dass der Bewohner sich über Geruchsbelästigung aus der RLT-Anlage beschwert. Dies kann gut sein, weil aus Bädern und Küchen in solchen Anlagen verunreinigte Luft abgesaugt wird. Ablagerungen in den Rohren bilden dann evtl. Gerüche, die durch der Anlage im Gebäude verteilt werden.

Was tun wenn’s klemmt?

Wenn die Werte und die Behaglichkeit also nicht mehr passen oder es schlichtweg stinkt, bleibt uns als Hausmeister nur der Weg zum freundlichen Lüftungsbauer des Vertrauens, der dann mit Bürstenaufsätzen, Lappenbürsten oder Pressluftkompressoren und Absaugungen dem Dreck zu Leibe rückt. Mit Wischtests, die ausgewogen werden und sich immer auf eine genormte Fläche beziehen (meist 100 cm2) kann der Reinigungserfolg gut dokumentiert werden.

Also auch hier wieder regelmäßig warten und überprüfen lassen. Häufig kann eine visuelle Inspektion schon Auskunft über den Reinigungszustand der Anlage geben.

Ich, für meinen Teil, wünsche Euch einen gut durchlüfteten Restsommer.

Der Autor

Torsten Seidel ist gelernter Installateur und Heizungsbaumeister und hatte einen eigenen Betrieb für Heizungsbau und Hausmeisterservice. Heute unterrichtet er hauptberuflich an einem Berufsbildungszentrum in Schleswig-Holstein als Fachpraxislehrer und bildet angehende Anlagenmechaniker SHK (Sanitär – Heizung – Klima) aus.

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