Gesundheit

Fit bleiben – auch psychisch

Text: Sandra Lippet | Foto (Header): © BillionPhotos.com – stock.adobe.com

Beim Thema Gesundheit kommen v. a. in der Arbeitswelt meist nur körperliche Beschwerden zur Sprache. Dabei steigt die Anzahl der Krankschreibungen aufgrund psychischer Leiden stetig. Welche Gründe das hat und was Sie als Betroffener oder Sie im Umgang mit Betroffenen tun können, erfahren Sie in diesem Kurzüberblick.

Auszug aus:

DER HAUSMEISTER
Praxis – Technik – Sicherheit – Recht
Ausgabe November 2021
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Die Analyse der DAK-Gesundheit zeigt für das Jahr 2020 einen traurigen Höchststand bei den Ausfalltagen aufgrund psychischer Erkrankungen.

Im Vergleich zu 2019 gab es dabei einen Anstieg um 10 %.[1] Mit mittlerweile knapp 20 % befinden sich psychische Erkrankungen auf Platz zwei der häufigsten Gründe für betriebliche Arbeitsunfähigkeit.[2]

Eine beunruhigende Entwicklung, die leider nicht abzuklingen und dabei vor keiner Berufsgruppe halt zu machen scheint.

Psychische Belastungen

In der dreiteiligen Normreihe DIN EN ISO 10075, die Grundsätze für eine menschengerechte Arbeitsgestaltung enthält, wird der Begriff der psychischen Belastung definiert als „die Gesamtheit aller Einflüsse, die von außen auf den Menschen zukommen und auf ihn psychisch einwirken“[2].

Nach dieser Definition können grundlegend alle Tätigkeiten Einfluss auf die psychische Gesundheit nehmen und diese positiv sowie negativ beeinflussen. Ob und wie stark dies der Fall ist hängt von der persönlichen Verfassung und den individuellen Eigenschaften der betroffenen Person ab, u. a. von[2]:

■ Fähigkeiten
■ Fertigkeiten
■ Erfahrungen
■ Kenntnissen
■ Anspruchsniveau, Motivation
■ Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten
■ Einstellungen
■ Bewältigungsstrategien
■ Körperliche Konstitution
■ Allgemeinzustand

Psychische Belastungen können sich dabei nicht nur auf den persönlichen Zustand der betroffenen Person auswirken, sondern ebenfalls auf deren Aufnahmefähigkeit und Belastbarkeit bei der Arbeit. Oft wird dadurch die Konzentration geschwächt und effektives Arbeiten fällt umso schwerer.

Burnout
Spricht man über psychische Erkrankungen im Arbeitskontext, kommt den meisten als erstes der Begriff Burnout in den Sinn. Aber was genau ist das?

Meist trifft das Syndrom auf, wenn regelmäßig über einen längeren Zeitraum Stress am Arbeitsplatz herrscht, der nicht verarbeitet werden kann.

Symptome können dabei Erschöpfung, Überforderung bis hin zur Niedergeschlagenheit sein. Auch körperlich kann sich die psychische Verfassung während eines Burnouts äußern, bspw. in Schmerzen oder Verdauungsproblemen.[1]

Depression
Im Gegensatz zum Burnout, dessen Ursachen sich aus dem beruflichen Druck ergeben, kann die Ursache für Depressionen in allen Lebensbereichen liegen. Symptomatisch ähneln sich die beiden Krankheitsbilder sehr und sind nur schwer auseinanderzuhalten.

Vor allem im Arbeitsumfeld fällt es oft leichter von Burnout als ‚Ausbrennen‘ zu sprechen als von Depressionen, da diese leider häufig noch mit Schwäche oder fehlender Belastbarkeit verbunden werden.[1]

Ratschlag

Lassen Sie sich aus Scham oder der Befürchtung, deswegen nicht ernst genommen zu werden, bitte niemals davon abhalten, sich auch bei psychischen Erkrankungen Hilfe zu suchen. Wie für jede körperliche Beschwerde gibt es auch für psychische Beschwerden und psychisches Unwohlsein ärztliche und medizinische Heilungsverfahren.

Symptome

Psychische Belastungen hinterlassen Spuren und diese können je nach Grad der Belastung schwerwiegende Folgen haben, deswegen sollten diese so früh wie möglich erkannt werden, um ihnen schnell entgegenwirken zu können.

Oft zeigt sich zu großer Stress an einer Schwächung des Immunsystems. Ein erstes Warnsignal kann also sein, dass Personen vermehrt Erkältungen und andere ‚leichte‘ Erkrankungen bekommen, obwohl sie davor nie oft krank waren. Psychische Belastungen können sich nämlich auf das Immunsystem insoweit auswirken, dass dieses sehr viel anfälliger für Krankheiten wird.

Auch dauerhafte Verspannungen und Schlafstörungen können Vorboten einer psychischen Belastung sein. Wer unter starkem Stress steht, spannt unterbewusst seine Muskeln an und kann i. d. R. durch die dauerhafte körperliche und psychische Spannung schlecht und/oder weniger schlafen.

Steht der Körper längerfristig unter psychischer Belastung können ebenfalls Hautprobleme, allergische Schübe und Herz-Kreislauf-Probleme auftreten. Zudem können Magen-Darm-Probleme, Tinnitus oder sogar ein Hörsturz die Folge von Dauerstress sein.[3]

Vorbeugen

Meist lassen sich Stress und Druck in der Arbeitswelt nicht gänzlich vermeiden. Zwar können Arbeitgeber eine Evaluierung psychischer Belastungen vornehmen – ähnlich einer Gefährdungsbeurteilung –, diese festhalten und ihre Mitarbeiter über die potentiellen Gefährdungen unterrichten.

In den meisten Hausmeisterbetrieben und -anstellungsverhältnissen wird das aber eher die Ausnahme als die Regel sein.

Was können Sie tun?
Werden Sie aktiv. Wenn Sie bemerken, dass Sie selbst oder einer Ihrer Kollegen unter einem oder mehreren der genannten Symptome leiden/t und/oder derzeit enormen Druck und/oder Stress stehen/t, sprechen Sie die Sachlage an.

Suchen Sie sich, egal ob im beruflichen oder privaten Umfeld, einen Vertrauten oder einen Arzt Ihres Vertrauens. Die Zeiten in denen psychische Erkrankungen nicht als ernstzunehmende Krankheiten angesehen werden, sind vorbei.

Fazit

Psychische Erkrankungen können jeden treffen, unabhängig von Alter, Geschlecht, Berufsgruppe oder körperlicher und mentaler Fitness. Nimmt man diese nicht frühzeitig wahr und ernst, kann das auch längerfristig negative Folgen für die psychische aber auch körperliche Verfassung haben.

Als Hausmeister sind Sie oft sehr vielen Ortswechseln, einer Vielzahl an verschiedenartigen Aufgaben und Zeitdruck ausgesetzt.

Um all das schaffen zu können, brauchen Sie Kraft – passen Sie deswegen gut auf sich auf. Nur wer gesund ist, kann auch Leistung bringen – und nur wer gesund ist, hat auch Spaß daran.

Präventivmaßnahmen

■ Kosten-Nutzen-Analyse: Bei einer Kosten-Nutzen-Analyse werden Vorteile in Relation zum Arbeitsaufwand gestellt. Wenn sehr viel Zeit in eine Tätigkeit oder eine Beziehung investiert wird, sollte im besten Fall derselbe Aufwand oder zumindest ein positives Gefühl dabei rauskommen. Herrscht hier ein Ungleichgewicht sollte dieser Aspekt des Lebens überdacht werden, denn er raubt enorm viel Kraft.
■ Selbstwertgefühl: Selbstsabotage sollte dabei erkannt und vermieden werden. Oft sind es negative Gedankengänge, die das Selbstwertgefühl rauben.
■ Ruhepausen: Auszeiten sind essentiell, um den Alltag zu entschleunigen und Stress zu vermeiden. Wichtig ist, sich bewusst Zeit für sich zu nehmen. Das können mehrere Stunden, aber auch nur ein paar Minuten sein. So kann Überforderung und Überlastung entgegengewirkt werden.[4]

Quellen

[1] www.dearemployee.de/diese-10-jobsfuehren-am-haeufigsten-zu-burnout/

[2] mittelstandsschutz.de/magazin/vermeiden-von-psychischenbelastungen-am-arbeitsplatz/

[3] mittelstandsschutz.de/magazin/symptome-psychischer-belastung/#Welche_koerperlichen_Symptome_von_psychischer_Belastung_gibt_es

[4] www.lernen.net/artikel/burnout-3-therapiemoeglichkeiten-10-tippsbei-erschoepfung-3880/

Die Autorin

Sandra Lippet
Sandra Lippet arbeitet seit dem Abschluss ihres Masterstudiums der Internationalen Literatur im Frühjahr 2019 als Produktmanagerin im Fachverlag. Seit März 2020 leitet sie die Redaktion der Hausmeister-Zeitschrift. Das ist ihr eine Herzensangelegenheit – nicht zuletzt, weil auch ihr Vater seit vielen Jahren als Hausmeister tätig ist.

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