Aus der Praxis

Leise pieselt das Reh …

Text: Torsten Seidel | Foto (Header): © craigw – stock.adobe.com

So oder so ähnlich haben wir den Songtext sicherlich alle noch in den Ohren. Doch das leise Pieseln ist ein lautes Thema in der Sanitärtechnik. In Mietobjekten und Mehrfamilienhäusern – hier noch viel mehr als in Einfamilienhäusern – entwickelt sich der Schallschutz immer mehr zum Reizthema. Zum Glück hat unser Meister Seidel eine Lösung dafür gefunden.

Auszug aus:

DER HAUSMEISTER
Praxis – Technik – Sicherheit – Recht
Ausgabe Januar 2018
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Liebe Freunde der leisen Abwassertechnik, nach DIN 4109 Schallschutz im Hochbau haben wir in der Sanitärtechnik so einiges zu beachten, damit es hinterher keinen Krach mit den Eigentümern, Mietern oder Bewohnern gibt.

 

Schutzbedürftige Räume

Die DIN definiert schutzbedürftige Räume wie Büros, Wohnzimmer, Schulungsoder Klassenräume und ganz besonders natürlich Schlafzimmer oder Ruheräume. In diesen Räumen darf es unter keinen Umständen zu Belästigungen oder Beeinträchtigungen durch Schallübertrag aus benachbarten Sanitärräumen kommen. Das heißt, dass die Schallbelastung aus einem benachbarten Sanitärraum nicht größer als 20 dB(A) sein darf.

Nur mal so zum Vergleich: Eine Mücke, die im Sommer euren Schlaf im heimischen Schlafgemach mit ihrem Summen stört, hat ca. 20 dB(A) drauf. Mehr darf euer Nachbar also von euch auch nicht hören, wenn ihr nachts mal aufs Töpfchen müsst …

Hier sind per Definition aber nur die reinen Spül-, Fließ- und Ablaufgeräusche gemeint. Wenn ihr beispielsweise die Klobrille herunterkrachen lasst oder mit der gläsernen Aftershave-Flasche auf dem Porzellan herumklimpert, gehört das zu den „normalen“ Geräuschen des täglichen Lebens. Dagegen kann keiner etwas sagen.

 

Schallschutz – aber richtig!

Wenn wir jetzt also installieren, egal, ob im Bestandsgebäude oder im Neubau, müssen wir die Installation so bauen, dass ein Höchstmaß an Schallschutz sichergestellt wird. Das erreichen wir nur, indem wir alle Sanitärinstallationen in Vorwandinstallationen verbauen. Es werden also keine Rohre in die Wand eingestemmt, sondern Kisten davorgestellt, in denen der Installateur seine Rohre verlegen kann. Hoffentlich findet er sie dann auch wieder, wenn er sie verlegt hat …

Diese Kisten können in den unterschiedlichsten Ausführungen gebaut werden. Das geht von Mauer- über Holzständerwerk bis hin zu speziellen Metallprofilen, die der Installateur z. T. selbst aufstellt. Die Kisten kann man später auch mit Dämmwolle füllen und erreicht so einen noch besseren Schallschutz.

 

Auf das Rohr kommt es an

Natürlich habe ich mich für euch mal wieder in Unkosten gestürzt und ein super Abwasserrohr aus dem Land der Berge, der Schluchten und der Autobahnmaut besorgt. Unsere Nachbarn in Österreich haben nämlich ein Rohrsystem herausgebracht, das hätte ich nicht besser erfinden können. Danke Sissy und Mozartkugel!

Rohrsystem von Poloplast

Die Firma, die dieses Rohrsystem herstellt, nennt sich Poloplast. Das Rohrsystem selbst heißt Polo-Kal XS. Das Rohr ist, wie man bei uns sagt, der Hammer. Aus hoch schalldämmendem Kunststoff erfüllt es alle für den deutschen Markt erforderlichen Normen (und sogar die für den norddeutschen Markt auch). Es soll laut Herstellerangaben weniger als 20 dB(A) Schall übertragen.

Eine weitere Besonderheit ist, dass die Dichtringe fest eingegossen sind. Das heißt nie mehr Rolldichtungen suchen müssen, weil wieder eine aus unerklärlichen Gründen verschollen ist. Die Dichtungen sind außerdem derart gefertigt, dass der Hersteller sagt, man könne sie einfach so zusammenstecken.

Das Rohrsystem zeichnet sich zudem durch sehr schlanke Muffen aus, was ein zusätzliches Dämmen mit Schutzschlauch o. Ä. stark erleichtert. Sonst – wer erinnert sich nicht? – ist es häufig doch sehr mühsam, die Rohrisolierung über die dicken Muffen zu schieben. Aber nur eine lückenlose Isolierung garantiert auch einen 100 %igen Schallschutz.

Die Österreicher werben außerdem damit, dass auf den glatten Rohren eine Messskala aufgedruckt ist, die ein Abmessen erleichtern soll. Das habe ich bei anderen Herstellern der konventionellen Rohre auch schon gesehen. Neu ist jedoch, dass das Rohr nach dem Absägen nur noch entgratet, aber nicht mehr angefast werden muss.

Zu allem Überfluss geben die Damen und Herren Poloplast auch noch 20 Jahre (!!!) Garantie auf dieses Rohr. Wir unterhalten uns dann in 20 Jahren wieder, um zu erörtern, ob die Rohre tatsächlich so gut waren, wie ich meinte.

Bis zum nächsten Mal grüße ich euch leise und schallgeschützt.
Euer Torsten

Der Autor

Torsten Seidel
ist gelernter Installateur und Heizungsbaumeister. Bis vor Kurzem hatte er einen eigenen Betrieb für Heizungsbau und Hausmeisterservice. Heute unterrichtet er hauptberuflich an einem Berufsbildungszentrum in Schleswig-Holstein als Fachpraxislehrer und bildet angehende Anlagenmechaniker SHK (Sanitär – Heizung – Klima) aus.

Torsten Seidel

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