Technik und Sicherheit
Arbeitssicherheit nur für befähigte Personen? Das ist doch eine banale Leiter …
Text: Rdaktion | Foto (Header): ©Krause-Systems
Sicherheit am Arbeitsplatz ist ein zentrales Anliegen, insbesondere bei Arbeiten in der Höhe. Leitern, Tritte und Fahrgerüste sind unverzichtbare Arbeitsmittel, eine regelmäßige Prüfung durch eine „Befähigte Person“ Vorschrift. Wie belegt diese ihre Fachkenntnis und was tut sich innovativ am Leiternmarkt?
Auszug aus:
DER HAUSMEISTER
Praxis – Technik – Sicherheit – Recht
Ausgabe November 2024
Jetzt Leser/-in werden
Da hilft es nichts, den Kopf zu schütteln und über einen überfrachteten Normenwald zu schimpfen. Jeder Hausmeisterservice muss sich damit auseinandersetzen, welche Personen im Unternehmen befähigt werden sollen, den sicheren und effizienten Umgang mit diesen Arbeitsmitteln im Unternehmen zu gewährleisten. Der TÜV und die Dekra gelten als bekannteste Anbieter diverser Fortbildungen, aber auch namhafte Hersteller, wie die Hymer-Steigtechnik oder die Fa. Krause in Alsfeld, bieten neben ihren Produkten kompetente Beratung, Schulungen und unterschiedliche Seminare an, die sich an Fachkräfte und Verantwortliche in Unternehmen richten.
Wer, Wie, Was, Warum?
Laut Krause-Pressemeldung umfasst die Fortbildung zur fachgerechten Nutzung von Leitern sowie für die Befähigte Person folgende Themenschwerpunkte:
-
- Gesetzliche Grundlagen und Vorschriften: Vermittlung der relevanten Vorschriften der Betriebssicherheitsverordnung (BetrSichV) und der Technischen Regeln für Betriebssicherheit (TRBS 1203)
- Arten und Verwendungsmöglichkeiten: Überblick über die verschiedenen Arten von Leitern, Tritten und Fahrgerüsten sowie deren spezifische Einsatzgebiete
- Sicherheitsaspekte und Gefährdungsbeurteilung: Mögliche Gefährdungen erkennen und Gefährdungsbeurteilungen durchführen
- Wartung und Prüfung: Regelmäßige Inspektionen und Wartungsarbeiten zur Gewährleistung der Sicherheit und Funktionsfähigkeit der Arbeitsmittel
Gewerblich genutzte Leitern und Tritte müssen in regelmäßigen Zeitabständen (i. d. R. jährlich) durch eine befähigte Person überprüft und dokumentiert werden. Diese gehört dem eigenen Unternehmen an und sollte regelmäßig fortgebildet werden.
Ziel der Fortbildung
Durch die Teilnahme sollen eingesetzte Mitarbeiter ein vertieftes Verständnis für die Sicherheitsanforderungen und den richtigen Umgang mit Leitern, Tritten und Fahrgerüsten erlangen. Dies trägt wesentlich zur Reduzierung von Unfällen und Arbeitsausfällen bei, was nicht nur die Gesundheit der Mitarbeiter schützt, sondern auch die Betriebskosten senkt. Das Seminar bietet außerdem eine Plattform für den Austausch von Erfahrungen und Best Practices mit anderen Fachleuten. Es ermöglicht somit auch, Kontakte zu knüpfen und von den Erfahrungen anderer zu profitieren. Mehr zu den angebotenen Seminaren und Anwenderschulungen finden Sie z. B. hier: www.krause-systems.de/academy
Während für die Teilnahme an der Fortbildung im Sinne der fachgerechten Nutzung keine besonderen Voraussetzungen erforderlich sind, müssen die Teilnehmer für die Bestellung zur „Befähigten Person“ nachweisen, dass sie über die erforderlichen Fachkenntnisse verfügen. Dazu gehören Kriterien wie Berufsausbildung, Berufserfahrung und eine zeitnahe berufliche Tätigkeit gemäß BetrSichV und TRBS 1203.
Industrielle Leitersysteme für spezielle Aufgaben
Im Gegensatz zu den universell einsetzbaren Haushaltsleitern sind industrielle Leitersysteme auf spezielle Anforderungen und Aufgaben zugeschnitten. Sie müssen oft höhere Lasten tragen, größere Höhen überwinden und spezielle Sicherheitsstandards erfüllen. Daher sind sie i. d. R. robuster gebaut und verfügen über zusätzliche Ausstattungsmerkmale wie bspw. Sicherheitskäfige oder Rutschschutz.
Ein typisches Beispiel für eine industrielle Leiter ist die Podestleiter. Sie wird oft inLagerhallen oder Produktionsstätten eingesetzt, um Zugang zu hohen Regalen oder Maschinen zu ermöglichen. Podestleitern verfügen über ein breites, stabiles Podest, das ein sicheres Arbeiten in der Höhe ermöglicht. Häufig sind sie auch mit Rollen ausgestattet, um sie leichter bewegen zu können. Ein weiteres Beispiel sind Schacht- oder Käfigleitern. Sie werden oft an Gebäuden oder in Schächten installiert und ermöglichen das sichere Erklimmen großer Höhen. Der umlaufende Käfig bietet dabei zusätzlichen Schutz vor Abstürzen.
Relevante Normen
DIN EN 14183 „Tritte“: Diese einteilige Norm legt die Anforderungen an Tritte fest und umfasst Konstruktionsmerkmale, Maße, Werkstoffe, Anforderungen an die Gebrauchstauglichkeit, Prüfverfahren und Angaben zum Nutzungsbereich.
DIN EN 1004 „Fahrbare Arbeitsbühnen“: Einteilige Norm zu fahrbaren Arbeitsbühnen aus vorgefertigten Bauteilen; Werkstoffe, Maße, Lastannahmen und sicherheitstechnische Anforderungen.
DIN EN ISO 14122 „Sicherheit von Maschinen, ortsfeste Zugänge zu maschinellen Anlagen“: 4-teilige Norm, die sich mit der Wahl eines ortsfesten Zugangs zwischen zwei Ebenen sowie mit Arbeitsbühnen und Laufstegen, Treppen, Treppenleitern und Geländer und ortsfeste Steigleitern beschäftigt.
DIN 14094-1 „Notleiteranlagen“: sind bauliche Anlagen, über die Menschen im Gefahrenfall gerettet werden können.
Normen sind anerkannte Regeln der Technik, die für die Sicherheit von Produkten und Dienstleistungen sorgen sollen. Alle DIN Normen können gegen eine Gebühr ausschließlich über den Beuth Verlag bezogen werden, der eine Tochtergesellschaft des DIN Deutsches Institut für Normung e. V. ist.
Innovationen und Trends
Auch die Welt der Leitersysteme steht nicht still. Immer wieder gibt es Weiterentwicklungen, die das Arbeiten in der Höhe sicherer, komfortabler und effizienter machen. Aktuell im Trend sind bspw. smarte Leitersysteme, sog. „Smart Ladders“, die mit Elektronik ausgestattet sind. Diese Systeme nutzen integrierte Sensoren, um verschiedene Daten in Echtzeit zu erfassen, wie z. B. die Stabilität der Leiter oder ob sie korrekt aufgestellt ist. Einige der Technologien überwachen das Gewicht und die Position des Nutzers und warnen, wenn die Leiter überlastet wird oder sich unsicher neigt. Auch Bewegungs- und Neigungssensoren sowie automatische Warnsysteme, die akustische Alarme auslösen, gehören zu diesen Innovationen. Diese Sensoren erkennen auch gefährliches Verhalten wie Überdehnen oder das falsche Besteigen einer Leiter.
Ein Beispiel ist die „Smart Level Ladder“, eine innovative Schiebeleiter aus Aluminium, die über ein patentiertes Leveling- System verfügt. Diese Leiter bietet erhöhte Sicherheit, indem sie automatisch Schiefstände verhindert und durch eine breitere Sprossenkonstruktion stabilen Stand und hohen Arbeitskomfort gewährleistet. Sie erfüllt alle europäischen Sicherheitsstandards, ist TÜV-zertifiziert und wird für den professionellen Einsatz in verschiedenen Branchen angeboten. Der Hersteller benennt sie als „weltweit sicherste Leiter“ ( smartlevelladder.com).
Händler wie Fichtner oder Leiterkontor bieten neben der Smart Level Ladder zudem eine breite Palette an Leitern von namhaften Herstellern wie Günzburger Steigtechnik, Hailo und Hymer an, die im Bereich von Arbeits- und Sicherheitstechniken fortschrittliche Lösungen liefern.
Auch in Sachen Material gibt es Neuerungen. So werden immer häufiger Leitern aus leichten, aber stabilen Materialien wie Aluminium oder glasfaserverstärktem Kunststoff eingesetzt, außerdem wird weiter am Bereich Sicherheit gearbeitet.
So ermöglicht bspw. die Plattformleiter ProTect C 8383 von Steigtechnikprofi Hymer TRBS-konformes Arbeiten. Sie verfügt statt Sprossen über 80 mm tiefe Stufen in allen Ausführungen (2 – 6 Stufen). Diese gewähren einen sicheren Aufstieg zu einer großflächigen Plattform (500 × 424 mm), die genügend Platz bietet, um auch längere oder gefahrenträchtige Montagearbeiten sicher durchzuführen. Die Standfläche ist zusätzlich mit einer umlaufenden Absturzsicherung umwehrt. So stehen die Beschäftigten absturzsicher auf der Plattform und haben beide Hände frei für jegliche Tätigkeiten in der Höhe.
Der Autor
Der Hasumeister Redaktion