Kirchen-Hausmeister

Der das Haus Gottes hütet

Text: Monika Walter | Foto (Header): © hydebrink – stock.adobe.com

Küster (lat. Wächter), Mesner (lat. Haushüter), Kirchner, Sakristane, Kirchendiener … Viele Begriffe beschreiben den Hausmeister einer Kirchengemeinde. Zu seinen Aufgaben zählen neben der Messvorbereitung ganz typische Tätigkeiten wie die Reinigung und Pflege der Außenanlage. Besonderheiten gibt es dabei viele.

Auszug aus:

DER HAUSMEISTER
Praxis – Technik – Sicherheit – Recht
Ausgabe Oktober 2017
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Laut Wikipedia zählt zu den Aufgaben eines Kirchen-Hausmeisters: Öffnen und Schließen der Kirche, Anzünden der Kerzen, Läuten der Glocken, Sorge für den Kirchenschmuck und die Gewänder, Vorbereitung und Pflege der liturgischen Gefäße und Geräte.

Daran kann man bereits erkennen, wie vielfältig das Aufgabenfeld ist. Zu den Besonderheiten dabei gehören die oft sehr alten Gebäude, die  wertvolle Ausstattung mit seltenen Materialien und die ungewohnten Arbeitszeiten.

Bei den hauptamtlich beschäftigten Kirchen-Hausmeistern sind es v. a. Männer. Im Allgemeinen ist es aber doch eher Frauensache, sich um die Kirche zu kümmern. Dabei schwankt die vertraglich vereinbarte Arbeitszeit zwischen zwei und 38,5 Wochenstunden. Wobei natürlich an hohen Festtagen wie Ostern und Weihnachten besonders viel Arbeit anfällt.

Für die reguläre sechs-Tage-Woche erhält man 36 Urlaubstage im Jahr. Dazu gibt es individuelle Regelungen. In der Diözese Rottenburg-Stuttgart hat man z. B. zusätzlich zehn freie Sonntage, die aber wieder hereingearbeitet werden müssen.

 

Kontakt mit gefährlichen Stoffen

Schutzhandschuhe und Hautschutz sind für Mesner ein wichtiges Thema. Die gesetzliche Unfallversicherung VBG warnt davor, dass die Haut durch das Arbeiten mit speziellen Reinigern, Farben und Lacken mit gefährlichen Stoffen in Kontakt kommt.

Allgemein hat die VBG viele Leitfäden und Seminare zum Thema Kirchen im Angebot (www.vbg.de). So auch eine Schulung „Reinigung und Pflege von kirchlichen Gebäuden“. Dort erfahren die Verantwortlichen drei Tage lang, wie ihre Arbeit sicher und gesundheitsgerecht gestaltet werden kann. Auch das Thema Leitern kommt dabei nicht zu kurz, denn ohne Aufstieg ist in den monumentalen Kirchengebäuden wenig zu verrichten.

 

Kein anerkannter Ausbildungsberuf

Wie für den gewöhnlichen Hausmeister, gibt es auch für den Küster keine anerkannte Ausbildung. Die Kirchenverbände bieten jedoch Lehrgänge an und organisieren regelmäßige regionale Mesnertreffen zum Erfahrungsaustausch. So auch das Institut für Fort- und Weiterbildung in Rottenburg am Neckar.

Besonders beliebt sind hier die „Tage der Fortbildung und Besinnung für Mesnerinnen und Mesner und deren Ehegatten“. Denn dort werden auch die liturgischen Aspekte des Berufes sowie die besondere Belastung auf das Privatleben durch die Arbeit an Sonn- und Feiertagen behandelt.

Und auch die Fachgruppe Kirchner (www.kirchner-bayern.de) bietet regelmäßig Grund- und Aufbaukurse an. Ein Blick auf die Schulungsinhalte macht wieder einmal die besonderen Aufgaben deutlich. Es geht um Kerzen und um deren Pflege, um Altarschmuck und um Glockentechnik.

 

Gut vernetzt

Im Mesnerverband der Diözese Rottenburg-Stuttgart (www.mesnerverband.drs.de) sind aktuell ca. 4.000 ehrenamtliche und hauptamtliche Mesnerinnen und Mesner organisiert. Für einen optimalen Austausch haben sich sieben bayerische und zwei baden-württembergische Diözesen zur Arbeitsgemeinschaft der Süddeutschen Mesnerverbände (www.sueddeutsche-mesner.de) zusammengeschlossen.

Für den grenzübergreifenden Erfahrungsaustausch hilft die Mitgliedschaft in der Arbeitsgemeinschaft der deutschsprachigen Sakristanenverbände, mit Mitgliedern aus Nord- und Süddeutschland, Österreich, der Schweiz und Südtirol. Zudem steht man in Kontakt mit dem Evangelischen Mesnerbund der Ev. Landeskirche Baden-Württemberg. Ganz unbürokratisch bildet sich außerdem ein persönliches Netzwerk innerhalb einer Stadt. Teilweise wird hier die Vertretung übernommen bzw. für mehrere kirchliche Gebäude die Verantwortung.

Eine Möglichkeit, sich über Neuheiten im Beruf zu informieren, ist die Kirchenmesse GLORIA (gloria.messedornbirn.at). Sie findet jährlich im Frühjahr in Augsburg statt und bietet neben vielen Vorträgen auch die Möglichkeit, mit Herstellern und Anbietern von speziellem Reinigungszubehör in Kontakt zu kommen. So kann man sich z. B. mit Wachsflecklösern, Rauchfassreinigern, Poliertüchern für Edelmetalle und Kelche oder einem Rußvertilger-Schwamm eindecken.

 

Einer von vielen

Einer, der schon auf 29 Dienstjahre als hauptamtlicher Mesner am Münster in Zwiefalten zurückblicken kann, ist Andreas Schäfer. Nach seiner Ausbildung zum Kfz-Mechaniker und dem Besuch der Mesnerschule Freising kam der 48-jährige ehemalige Ministrant zu seiner „Berufung“.

Durch seine Ausbildung zur Fachkraft für Arbeitssicherheit ist er seit knapp 20 Jahren einen Tag pro Woche freigestellt, um für zwei Dekanate im Außendienst für Sicherheit zu sorgen. Stürze und Stolpern zählen zu den häufigsten Unfallursachen eines Mesners.

Doch sein Einsatz als Fachkraft lohnt sich – seit 1999 wurde in seiner Diözese die Zahl der Unfälle halbiert. Er liebt die Vielseitigkeit seines Berufes und engagiert sich als Dekanatsleiter, Diözeseleiter des Mesnerverbandes und als Mitarbeitervertretung-(MAV-)Vorsitzender der Seelsorgeeinheit Zwiefalter Alb mit 63 Mitarbeitern.

Schäfer hat die typischen Aufgaben eines Mesners, wird aber auch für Kurierfahrten von Kunsttransporten eingesetzt. Als Ansprechpartner für Fragen zur Kunst im Kirchengebäude oder im Kontakt mit den Ordnungsbehörden bei Prozessionen oder Außenveranstaltungen ist er ebenfalls gefragt. Er betreut die Ministranten und erstellt deren Einsatzpläne. Hier hat er sich seine Arbeit durch den Einsatz der Planungssoftware QUENYA (www.hanke.de) effizienter gestaltet.

Auch wenn es stressig ist, so sind die heiligen drei österlichen Tage doch jedes Jahr die Lieblingsaufgabe von Andreas Schäfer. Weniger Begeisterung kann er dagegen für seinen Einsatz bei Konzerten in der Kirche aufbringen. Viele Künstler und Konzertbesucher sehen die Kirche dann nur als Konzertsaal und achten den Sakralraum nicht. Ein Wermutstropfen bei seinem Traumberuf: Die Wertschätzung ist z. T. „unterirdisch“.

 

Professionelle Hilfe

Oft übernimmt die regelmäßige Reinigung der Mesner – auch mit der Unterstützung von Gemeindemitgliedern. Aber es gibt auch Fälle, wo  es ohne Hilfe von Fachleuten nicht geht. So z. B. bei der Reinigung der Orgel. Sie muss zu großen Teilen zerlegt werden, damit der Staub aus den einzelnen Pfeifen gepustet werden kann.

Die besondere Höhe bei der Reinigung erfordert den Einsatz von Fachwerkzeug. Spezielle Hubwagen können z. B. zwischen den Kirchenbänken eingesetzt werden, um dann in luftiger Höhe Spinnweben und anderen Schmutz zu entfernen. Ein paar beeindruckende Bilder von einer solchen Aktion finden Sie auf den Seiten der katholischen Pfarreien Herz-Jesu und St. Thomas Morus Obertshausen (dcms.bistummainz.de).

Industriekletterer seilen sich zum Putzen ab

Besonders spektakulär war der Reinigungseinsatz von Kaercher und Dussmann Service, als im Jahr 2012 zum ersten Mal nach 50 Jahren die Fassade und Fenster der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche in Berlin gereinigt wurden.

In dem nur 2,40 m breiten Gang zwischen der äußeren und inneren Kirchenwand kann kein Gerüst aufgebaut werden. Deshalb seilten sich Industriekletterer von der Decke ab, um die Schmutz- und Rußschicht von den Glasmosaiken und den Betoneinrahmungen zu entfernen. 27.400 Fensterflächen wurden dabei geputzt.

Monika Walter

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