Innovation Sensortechnik

Wetterdaten live aufs Handy

Text: Monika Walter | Foto (Header): © Florian Spieker – stock.adobe.com

Nachts raus, um zu prüfen ob ein Winterdiensteinsatz nötig ist? Das muss nicht sein: In der Gemeinde Neuhütten messen extra verbaute Sensoren die Temperatur und melden die Werte direkt auf die Mobiltelefone der Mitarbeitenden. Eine zukunftsträchtige Investition, die sich nicht nur im Winter rechnet.

Auszug aus:

DER HAUSMEISTER
Praxis – Technik – Sicherheit – Recht
Ausgabe November 2023
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Fünf Temperatursensoren an kritischen Stellen im Gemeindegebiet von Neuhütten erleichtern jetzt im dritten Winter den Einsatz der beiden Winterdienstfahrer. Denn die Sensoren, die jeweils im Boden eingefräst wurden und an Laternenpfosten die Temperatur messen, melden bei Unterschreitung des eingestellten Grenzwertes direkt auf die Smartphones des Bauhofteams.

So konnte seit dem Winter 2020 schon der ein oder andere Einsatz bzw. die Kontrollfahrt vermieden werden. Und das ist bei so einem kleinen Team, das aus zwei Mitarbeitenden besteht, die auch den Winterdienst schultern müssen, besonders wichtig, findet Bürgermeister Bernd Steigerwald.

Er ist seit Mai 2020 ehrenamtlicher Bürgermeister der 1.200 Einwohner kleinen Kommune im bayerischen Landkreis Main-Spessart. Das Gebiet umfasst knapp 600 ha und liegt in einem Tal auf ca. 270 m Höhe, umgeben von waldreichen Hügellandschaften. Da zieht der Ostwind durch und lässt im Winter gefährliche Passagen entstehen. Und auch die Straßen, die aus dem Kessel führen, können besonders rutschig werden.

Willkommene technische Unterstützung

Bei einem Gespräch mit dem Kommunalberater Frank Schneider vom Energieversorger Bayernwerk erfuhr Steigerwald erstmals von der Sensorik und ihren Möglichkeiten. Aus seiner hauptberuflichen Tätigkeit kennt und schätzt der Bürgermeister das digitale Arbeiten und war sofort offen für die technische Unterstützung. Es folgte ein dreistündiges Beratungsgespräch, in dem Bernd Steigerwald alles über das System erfuhr.

Erstmal zum Kennenlernen und auch, um die Kosten im Blick zu halten, wurden fünf Standorte festgelegt, die für den Winterdienst besonders kritisch sind. Zusammen mit einem Mitarbeiter von Bayernwerk wurde eine schmale Schneise in den Asphalt gefräst für den Sensor, der die Bodentemperatur misst. Der dort stehende Lichtmast wurde angebohrt, um den Sensor für die Lufttemperatur anzubringen. Auf dem Dach des Bauhofs wurde die Antenne installiert und der WLAN-Anschluss aktiviert. Und schon war nach einem halben Tag die Installation fertig.

Im Kundenportal kann der Bürgermeister mit Administrationsrechten für jeden Sensor die Grenzwerte einrichten und die Rufnummern hinterlegen, die bei Grenzwertunterschreitung benachrichtigt werden sollen. Hier könnten auch jederzeit weitere Messpunkte eingerichtet werden. „Das ist zwar nicht idiotensicher, aber wirklich einfach zu bedienen“, resümiert Bernd Steigerwald. Wenn er sich Verbesserung bei der Software wünschen könnte, dann die Möglichkeit, den einzelnen Sensoren Namen zuteilen zu können. Aktuell liefert die Benachrichtigung „nur“ die Sensornummer. Bei fünf Standorten ist das noch überschaubar und die Bauhofleute kennen die Zuordnung. Aber „Fühler Bushaltestelle“ wäre noch verständlicher als „Nummer 2“.

Weniger Ausfälle und überschaubare Kosten

Bayernwerk bietet die Sensorik nicht nur für Temperaturmessungen an, sondern denkt ganzheitlich. So lassen sich z. B. auch Besucherzahlen, offene Fenster oder Füllstände erfassen. Bernd Steigerwald und sein Team sind froh und zufrieden mit den kleinen technischen Helfern. Und bis auf eine kleine Störung bei der Antenne, die im Rahmen der Garantie innerhalb einer Woche ausgetauscht war, läuft das System problemlos und ohne Störungen. Auch die Kosten sind nach der Erstinvestition von ca. 2.000 Euro mit einer monatlichen „Miete“ von 10 Euro pro Sensor überschaubar. Deswegen ist die Gemeinde auch am Überlegen, ob Ende des Jahres noch mal bis zu fünf Stellen mit den Temperatursensoren ausgerüstet werden. Das Ziel des Bürgermeisters: „In der Zukunft alle gemeindlichen Bauwerke zu vernetzen.“

Natürlich schauen die Nachbargemeinden mit Interesse nach Neuhütten und den technischen Fortschritt dort. Steigerwald hat auch immer wieder Anfragen dazu. Bernd Steigerwald sieht, dass der digitale Wandel im vollen Gange ist. Seine Gemeinde nutzt auch die Straßenbeleuchtungs-App im Bayernwerk-Kundenportal. „Es ist die Zukunft und erleichtert uns das tägliche Arbeiten“, sagt er überzeugt.

Die Autorin

Monika Walter arbeitet seit ihrer Ausbildung zur Verlagskauffrau im Produktmanagement „Kommunales“ beim Forum Verlag Herkert. Sie war von der ersten Ausgabe an im Hintergrund von „Der Hausmeister“ dabei und unterstützt seit 2020 wieder aktiv die Redaktion.

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