Energiesparen

Tipps und Infos für die kalte Jahreszeit

Text: Matthias Ziegler | Foto (Header): © Stockwerk-Fotodesign – stock.adobe.com

Die Tage werden dunkler, die Temperaturen sinken, die Energiepreise steigen. Politiker und Medien warnen vor einer drohenden „Gas-Triage“. Was können Verantwortliche jetzt tun, damit in den von ihnen betreuten Objekten kein unnötiger Energieverbrauch stattfindet?

Auszug aus:

DER HAUSMEISTER
Praxis – Technik – Sicherheit – Recht
Ausgabe November 2022
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Energie lässt sich an vielen Stellen im und am Haus sparen, in verschiedenen Ausprägungen. Die Maßnahmen lassen sich in drei verschiedenen Kategorien klassifizieren. Investive Maßnahmen größeren Umfangs haben lange Amortisationszeiten und sind nicht geeignet, kurzfristig Geld zu sparen. Bei investiven Maßnahmen mittleren Umfangs ist die Zeit, bis sich der finanzielle Aufwand gelohnt hat, schon deutlich kürzer (z.B. Anpassungen an der Haustechnik oder Heizungsanlage). Nicht-investive Maßnahmen schließlich benötigen kaum nennenswerte Investitionen und sind häufig verhaltensbedingt. Dieser Beitrag konzentriert sich größtenteils auf die letzte Gruppe – steigende Preise und Gasknappheit erfordern schließlich sofortige Maßnahmen und Anpassungen

Heizung

Es empfiehlt sich, Heizungsanlagen regelmäßig zu warten und optimieren. Mit modernen Anlagen bzw. jährlichen Kontrollen, Reinigung und Wartung lässt sich ein beachtlicher Teil der Heizkosten sparen. Zeitgeschaltete Temperatursteuerung mit Nachtabsenkung kann ebenfalls helfen, überflüssigen Energieverbrauch zu verhindern. Zudem empfehlen sich Hinweise und Schulungen für Mitarbeiter, Kollegen oder Anwohner. Fensterkontaktschalter sorgen dafür, dass beim Lüften nicht unnötige Heizenergie durch das geöffnete Fenster verschwindet. Gerade in der kalten Jahreszeit ist Stoßlüften empfehlenswert – gekippte Fenster sind es hingegen nicht.

Der hydraulische Abgleich
Der hydraulische Abgleich, der vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz aktiv beworben wird und Voraussetzung für Förderprogramme zu Heizungsmodernisierungen ist, lässt sich auch nachträglich bei Heizungsanlagen durchführen. Er ist besonders dann sinnvoll, wenn nicht in allen Leitungen ein einheitlicher Druck vorliegt, da dann nicht genügend Warmwasser zu allen Heizkörpern transportiert wird. In solchen Fällen sind Heizkörper, die nahe an der Heizungspumpe platziert sind, überversorgt, während weiter entfernte kaum Warmwasser erhalten. Im Zuge des hydraulischen Abgleichs, für den ein Installateur rund sechs Stunden braucht, werden die Heizkörper justiert, sodass sie gleichmäßig versorgt werden.

Wer muss den hydraulischen Abgleich durchführen?

Am 01.10.2022 trat die zweite Energieeinsparverordnung der Bundesregierung in Kraft, die den hydraulischen Abgleich für die Gaszentralheizungssysteme in bestimmten Gebäuden vorschreibt:

  • Bis zum 30.09.2023: In Nichtwohngebäuden ab 1.000 m² beheizter Fläche und in Wohngebäuden mit mindestens zehn Wohneinheiten
  • Bis zum 15.09.2024: In Wohngebäuden mit mindestens sechs Wohneinheiten

Gebäude, die innerhalb von sechs Monaten nach der jeweiligen Frist stillgelegt werden, sind von der Pflicht zum hydraulischen Abgleich ausgenommen. Dies gilt auch, wenn innerhalb von sechs Monaten nach Stichtag ein Heizungstausch oder eine Wärmedämmung von mindestens 50% der wärmeübertragenden Umfassungsfläche des Gebäudes erfolgt.

Heizkörper
Auch bei einzelnen Heizkörpern ist darauf zu achten, dass ihre Energie möglichst effizient genutzt wird, die Konvektion darf nicht gestört werden. Vorhänge sollten daher an der Fensterbank abschließen und nicht bis zum Boden reichen. Der Platz vor den Heizkörpern bleibt im Idealfall frei und wird nicht durch Möbelstücke oder Regale blockiert. Empfohlen wird ein Mindestabstand von 20 bis 30 cm.

Sollten Heizkörper in gesonderten Nischen untergebracht sein, werden häufig Strahlungs- und Konvektionswärme durch das Mauerwerk nach außen abgegeben. Hier können Wärmedämmplatten helfen, die Wärme innen zu behalten. Mit digitalen Heizkörperthermostaten lässt sich der Verbrauch weiter senken.

Temperatureinstellungen
Wärme- und Kälteempfinden sind subjektiv und unterscheiden sich bei verschiedenen Personen teils stark. Dennoch gibt es Empfehlungen, in welchem Bereich sich die Temperatur in bestimmten Räumlichkeiten bewegen sollte. Die Klimaschutz- und Energieagentur Niedersachsen (KEAN), eine Einrichtung des Landes, empfahl im Jahr 2019 etwa 20°C für Büro- und Klassenräume, 17°C für Turnhallen sowie 15°C für Vorräume, Flure und Toiletten. In diesem Zusammenhang ist wichtig, dass nicht nur die Temperatur inmitten eines Raums zählt, sondern auch die Oberflächentemperatur an Wänden und Böden in die „empfundene Temperatur“ einfließt.

Auch Luftfeuchtigkeit und -ströme beeinflussen das Empfinden. Eine Reduzierung der Raumtemperatur um 1 – 2°C kann bereits rund 6 – 12% weniger verbrauchte Energie bedeuten.

Ungenutzte Räume sollten nicht geheizt werden. Um Schimmelpilzen vorzubeugen, müssen sie jedoch ausreichend gelüftet werden. An Fenstern können Dichtungsbänder angebracht werden, um noch weniger Luftaustausch mit der Außenwelt zuzulassen. Dafür gibt es kostengünstige, selbstklebende Dichtungsbänder aus Schaumstoff und elastische Profildichtungen aus Kunststoff, die teurer, aber auch haltbarer sind.

Kühlung

Viele Objekte haben eigene (Tief-)Kühlräume, die einen großen Anteil des Energieverbrauchs ausmachen. Auch hier lässt sich durch bestimmte Maßnahmen einiges an Energie sparen. Das regelmäßige Entfernen von angelagertem Eis ist eine davon. Der VDMA (Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau) empfiehlt, die Türen nur möglichst kurz offen zu lassen und auch beim Beladen nicht mit einem Keil zu blockieren. Durch offene Türen gelangt schließlich nicht nur warme, sondern auch feuchte Luft ins Innere, was Eisablagerungen nach sich zieht. Ein Risiko dürfen die geschlossenen Türen ohnehin nicht darstellen – Kühlräume mit Temperaturen unter 0 °C müssen jederzeit auch von innen geöffnet werden können.

Bei längeren Arbeiten kann die Kälteanlage kurzzeitig auf Standby geschaltet werden, solange die Warn- und Sicherheitsfunktionen noch aktiv sind. Der VDMA empfiehlt, auch leere Kühlräume nicht ganz auszuschalten, außer, sie werden langfristig nicht mehr genutzt. Die große Differenz zwischen Temperaturen kann für Gebäudestatik und Raumfugen sonst unangenehme Konsequenzen mit sich bringen. Ein Anstieg der Temperatur von –18 auf –5 °C kann jedoch schon zu Einsparungen von ca. 35% führen.

Generell gilt bezüglich der eingestellten Temperaturen: so hoch wie möglich, so tief wie notwendig! Verantwortliche sollten genau darauf achten, dass Kühlräume nicht unnötig kalt eingestellt sind und so vermeidbare Kosten verursachen. Schon durch leichte Änderungen bei der Temperatureinstellung kann erheblich gespart werden. Unteranderem die Verordnung über tiefgefrorene Lebensmittel schreibt für verschiedene Lebensmittel bestimmte Temperaturen vor, die eingehalten werden müssen.

Eine weitere Maßnahme betrifft die Beleuchtung, die nach Möglichkeit kaum genutzt werden sollte. Nicht nur verbraucht sie selbst Strom, durch die abgestrahlte Hitze wird zudem der Raum erhitzt, sodass mehr Energie für die Kühlung benötigt wird.

Beim Stapeln der Waren ist unbedingt darauf zu achten, dass der Luftaustritt des Verdampfers bzw. Luftkühlers jederzeit frei bleibt. Die Luft muss ungehindert zirkulieren können. Defekte und Mängel, z.B. am Schließmechanismus der Tür, bei Tröpfchenbildung an der Wand oder ungewohnte Geräusche von den Ventilatoren, sollten unverzüglich untersucht und beseitigt werden.

Zudem sollte Ware nach Möglichkeit nicht warm eingelagert werden, da sie die Kühltemperatur stören kann und höheren Energieverbrauch nach sich zieht. Bei niedrigen Außentemperaturen lässt sich dies einfacher ausführen.

Steckdosen

Mit sog. „Master-Slave“-Steckdosenleisten lässt sich Energie sparen: Die Elektronik in der Leiste erkennt, ob das „Master-Gerät“ ein- oder ausgeschaltet ist, und übernimmt das Abschalten für die weiteren eingesteckten, untergeordneten Geräte. Durch das Ausschalten eines einzigen Geräts werden also alle anderen, die auch an der Steckdosenleiste angeschlossen sind, komplett vom Netz getrennt. Da die Steckdosenleiste jedoch selbst Strom verbraucht, wenn auch verhältnismäßig wenig, empfiehlt sich je nach Anwendungszweck auch eine normale Mehrfachsteckdose mit Schalter.

Wasser

Durchflussbegrenzer an den Armaturen – erhältlich für teilweise unter 10 Euro im Baumarkt – oder wassersparende Duschköpfe können dafür sorgen, dass weniger Warmwasser verwendet und verschwendet wird. Im Zusammenhang mit Wasser ist es zudem ratsam, zu überprüfen, ob Spülkästen mit einer Stopptaste ausgestattet sind und dies, falls nicht, nachzuholen. An Waschbecken kann durch Hinweise darauf aufmerksam gemacht werden, dass für bloßes Händewaschen kein Warmwasser nötig ist.

Beleuchtung

Ob im Hausflur oder Treppenhaus, im Kühlraum, in Klassen- oder Hotelzimmern, bei der Außenbeleuchtung: Mit langlebigen LED-Lampen der Effizienzklasse A++ lässt es sich sparen. Halogenlampen sollten hingegen ausgetauscht werden. Bewegungsmelder können verhindern, dass Lichter etwa am Wochenende tagelang leuchten, weil vergessen wurde, den Schalter zu betätigen. Energiesparend sind sie jedoch nur bei richtiger Justierung. Es sollte regelmäßig überprüft werden, ob sie durch Staub oder Schmutz beeinträchtigt sind.

Bei größeren Gebäuden kann es sich lohnen, Beleuchtungsexperten heranzuziehen. Diese stellen Konzepte zusammen und vermieten die Beleuchtung, Wartung und Service inklusive. Energiekosten können sich durch eine solche Optimierung stark senken. Auch ohne externe Beratung lassen sich Optimierungen durchführen, z.B. wenn man bewusst darauf achtet, dass Arbeitsplätze an natürlich hellen Orten eingerichtet werden.

Weitere nicht-investive Maßnahmen

Eine Vielzahl an vermeintlich unwichtigen Maßnahmen kann ebenfalls Einsparungen mit sich bringen – Kleinvieh macht eben auch Mist. Elektronische Geräte wie den PC oder die Kaffeemaschine nicht im Standby ruhen zu lassen, sondern komplett auszuschalten, ist eine davon. Auch bei Kopierern lassen sich Leerlaufverluste feststellen, sodass eine Vollabschaltung Sinn ergibt.

Zudem ist es allerhöchste Zeit, die Beleuchtungsstärken, Belüftung und Temperaturen der Räume zu überprüfen und zu verhindern, dass überzogene Nutzenergie den Verbrauch in die Höhe treibt. Computer sollten nach kurzer Zeit des Nichtstuns automatisch in den Ruhezustand gehen, Bildschirmschoner sind kontraproduktiv. Mit Kaffeemaschinen mit Thermoskanne lässt sich im Vergleich zu Produkten mit Warmhalteplatte ebenfalls Energie einsparen. Geschlossene Rollläden helfen dabei, die Temperatur nachts stabil zu halten. Tagsüber hingegen kann direkte Sonneneinstrahlung natürliche und kostenfreie Wärme liefern

Am Gebäude

Gebäude energieeffizient zu bauen bzw. umzubauen ist weder günstig noch kurzfristig erledigt. Ausgebuchte Handwerker und Materialmangel verstärken das Problem. Nichtsdestotrotz sollte man sich gründlich mit den Möglichkeiten und Vorteilen auseinandersetzen – bei steigenden Energiekosten amortisieren sich Maßnahmen schließlich auch schneller. Professionelle Dämmungen der Außenwände und in den Dachbereichen sowie an Heizungs- und Warmwasserleitungen können schnell für Einsparungen sorgen. Bestehende Dämmungen sollten regelmäßig kontrolliert werden, um etwaige Beschädigungen schnell zu entdecken.

Hilfs- und Messgeräte

Hausmeister können nur in seltenen Fällen allein dafür sorgen, dass ein bewusstes Energiemanagement stattfindet. Eine klare und zielführende Kommunikation mit den Nutzern und dem Gebäudemanagement ist daher grundlegende Voraussetzung für Besserungen.

Damit Hausmeister sehen, an welcher Stelle sich einsparen lässt, bieten sich Verbrauchserfassungen an. Dadurch wird z.B. monatlich dokumentiert, wo wie viel verbraucht wird. Bei mehreren Objekten ist ein direkter Vergleich möglich, wenn die Analyse schon lang genug läuft, lässt sich ein Objekt auch mit vergangenen Jahren vergleichen.

Um den Energieverbrauch genau im Auge zu behalten, empfehlen sich verschiedene Hilfsmittel.

  • elektronisches Thermometer
  • Datenlogger
  • Hygrometer
  • Luxmeter
  • Strommessgerät
  • Wassermengendurchflussgerät

Auch die Länder und Kommunen engagieren sich mittlerweile vielerorts, um Maßnahmen zur Energieeinsparung bekannt zu machen. Die Regierung der Oberpfalz, die dem dreistufigen Behördenaufbau der bayerischen Staatsverwaltung zugeordnet ist, bot 2021 Workshops für Hausmeister der kommunalen Liegenschaften an. Für 2023 sind weitere Veranstaltungen geplant.

Der Autor

Matthias Ziegler ist seit seinem Studium der Historischen Wissenschaften beim Forum Verlag Herkert. Als Volontär arbeitet er bei den Fachzeitschriften „Der Hausmeister“, „FEUERWEHR“ und „Der bauhofLeiter“.

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