Körperliche und geistige Gesundheit

Fit für den Winter: Gut durch die dunkle Jahreszeit kommen

Text: Sandra Lippet | Foto (Header): © Bruno Passigatti – stock.adobe.com

Sobald sich morgens Frost einstellt, sorgen sie als Erste dafür, dass andere nicht zu Schaden kommen: Hausmeister. Von November bis in den März erstreckt sich der Winterdienst mit seinen Räum- und Streupflichten. Frühes Aufstehen sowie Arbeiten in der Dunkelheit gehören dann zum Berufsalltag. Dagegen, dass diese Umstände Ihre physische und psychische Gesundheit beeinträchtigen, können Sie etwas tun.

Auszug aus:

DER HAUSMEISTER
Praxis – Technik – Sicherheit – Recht
Ausgabe November 2020
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Licht hat eine große Bedeutung für Organismen – auch für uns Menschen. Das geht schon aus alten Sagen und Mythen sowie der klassischen Philosophie hervor: die menschliche Suche nach Licht. So findet der Halbgott Prometheus das Feuer und bringt es den Menschen – und die in der Höhle Eingesperrten befreien sich aus dieser und treten in Platons Höhlengleichnis ins Licht. Die Suche nach dem Licht steht dabei symbolisch für die Erkenntnis – Licht kann aber weit mehr als uns Gegenstände und Entfernungen erkennen lassen.

Licht wirkt sich auf unseren Lebensrhythmus aus, bestimmt unsere innere Uhr und beeinflusst zudem unseren Hormonhaushalt. Dieser wirkt sich auf unsere Laune, unsere Leistungsfähigkeit und auch auf unsere Psyche aus.[1]

Der natürliche Tag- und Nachtrhythmus

Licht begleitet uns den ganzen Tag, wohingegen Dunkelheit das Aufkommen der Nacht markiert. – Jedenfalls war es in der Antike so. Damals wurde nur während der hellen Stunden des Tages gearbeitet. Im Winter verkürzte sich die Arbeitszeit, während sich diese dafür im Sommer mehr ausdehnte. Seit es künstliches Licht als Quelle für Helligkeit gibt, hat sich diese natürliche Einteilung verschoben. Immer wieder sind wir gezwungen, bei Dunkelheit das Haus zu verlassen und/oder schon bei Dämmerung zurückzukommen.

Funfact

Wer sich ausreichend in der Sonne aufhält, ist besser gelaunt. Ob daher wohl das Sprichwort „Dir scheint ja die Sonne aus dem A…“ kommt?

Licht und die innere Uhr
Bei vielen Lebewesen gibt es einen nahezu 24-stündigen Tagesrhythmus – innere Uhr genannt. Diesem folgen bestimmte Funktionen, Abläufe und Mechanismen des menschlichen Körpers. Ein wesentlicher Taktgeber dieser inneren Uhr ist das Licht, oder besser gesagt: das richtige Wechselspiel aus Licht- und Dunkelphasen. Eine passende Dosis an Helligkeit ist dabei entscheidend für unser biologisches Gleichgewicht.[2]

Hormonelle Wirkung von Licht
Licht steuert neben der inneren Uhr ebenfalls hormonelle Prozesse. Diese tragen bspw. dazu bei, dass Menschen müde oder wach werden. Einer dieser Prozesse beinhaltet die Ausschüttung bzw. Unterdrückung des Schlafhormons Melatonin.

Durch die steigende Helligkeit beim Sonnenaufgang wird die Produktion von Melatonin unterdrückt. Beginnt die Dämmerung und das natürliche Licht nimmt damit ab, wird das Schlafhormon vermehrt ausgeschüttet. Licht hat also eine große Bedeutung für den menschlichen Schlaf- Wach-Rhythmus.[3]

Zudem kann eine zu hohe Ausschüttung von Melatonin dazu führen, dass der Neurotransmitter Serotonin nicht ausreichend vorhanden ist. Dieser sorgt für psychische Ausgeglichenheit und eine positive Grundstimmung. Zu wenig Licht kann zu einer zu großen Konzentration des Schlafhormons führen und dabei den „Ausgeglichenheitstransmitter“ Serotonin unterdrücken. Licht übt also nicht nur seine Wirkung auf den biologischen Rhythmus von Menschen aus, sondern ebenfalls auf deren Stimmung und psychisches Befinden.[3]

Dunkle Zeit: Winterdepression

Kälte, Nässe, Nebel, Schnee und Dunkelheit – vor allem im Winter kann sich der Lichtmangel durch die verkürzte Helligkeitsphase auf die Psyche auswirken. Morgens geht es in der Dunkelheit aus dem Haus, abends kommt man erst bei Dunkelheit zurück – bei manchen Menschen schlägt das stärker auf die Gesundheit als bei anderen.

Stimmungstief, Antriebs- und Lustlosigkeit, Erschöpfung, Energiemangel, Mattigkeit, Mutlosigkeit und schwindende Leistungsfähigkeit können als Folgeerscheinungen auftreten. Diese Symptome lassen auf einen saisonal abhängigen sog. Winterblues oder eine Winterdepression schließen – aber wann ist es nur ein Blues und wann wird es zur Depression? Der ärztliche Direktor und Medizinische Geschäftsführer der Oberberg Gruppe, Dr. Dr. Matthias Müller, erklärt: „Beim Winterblues schwankt die Stimmung tageweise, es gibt auch Zeiten ohne Stimmungstief. Wenn die verschiedenen Symptome aber über zwei Wochen am Stück anhalten, kann es sich um eine saisonal bedingte Depression handeln.“[4]

Zusätzliche Belastung durch den Winterdienst

Vor allem während des Winterdienstes sind auch Hausmeister sehr langen Dunkelphasen ausgesetzt. Die erste Räum- und Streupflicht beginnt bei den meisten schon vor 3:00 Uhr morgens; die letzte Tour endet selten vor 9:00 Uhr. Wer danach versucht, den aus der Nacht verlorenen Schlaf wieder aufzuholen, wacht nicht selten erst wieder in der Nachmittagsdämmerung auf.

Kritisch sind hierbei gleich drei Ein- und Auswirkungen von Lichtmangel. Zum einen gerät durch die Arbeit zu einer ungewohnt frühen Zeit und – meist – in kompletter Dunkelheit die innere Uhr aus dem Gleichgewicht. Der Tages- und Nachtrhythmus verschiebt sich, was Schlafstörungen und Konzentrationsmangel zur Folge haben kann.

Zweitens wirkt sich die Tatsache, dass der größere Teil der Wachphase in der Dämmerung/Dunkelheit verbracht wird, auf den Hormonhaushalt aus. Wie oben beschrieben, kann es dadurch zu einer höheren Konzentration des Schlafhormons Melatonin führen, dessen Produktion Serotonin verringert. So kann es auch hormonell betrachtet zu Ermüdung, Mattheit und geringerer Leistungsfähigkeit kommen.

Zudem birgt die Arbeit in der Dunkelheit/Dämmerung noch ein anderes Problem: in Kombination mit Schnee, Regen oder Nebel sinkt die Sehfähigkeit enorm. Tätigkeiten werden besonders anstrengend, weil die Augen eine viel höhere Leistung erbringen müssen.

Beim Winterdienst wirkt sich der Lichtmangel also nicht nur auf die innere Uhr und das hormonelle Gleichgewicht, sondern auch auf die Arbeitsleitung und Stimmung aus. Die kalte und feuchte Umgebung trägt auch nicht unbedingt zu einer Stimmungsaufhellung bei.

Lichtmangel: Tipps und Tricks

Die Stimmung aufhellen kann die sog. Lichttherapie. Je nach Therapieform können dabei die Lichtintensität und die Dauer der Helligkeitseinwirkung variieren. Dabei gibt es von Ärzten eigens verschriebene Lichttherapiegeräte, die meistens morgens für eine halbe Stunde mit der Lichtstärke von 10.000 Lux eingesetzt werden sollen.[4] Um einem Winterblues oder einer Winterdepression vorzubeugen, kann man sich zeitweise einer Lichtquelle aussetzen. Damit die Helligkeit sich positiv auf biologische Mechanismen und die Stimmung auswirkt, sollte das aber regelmäßig der Fall sein. Beispielsweise täglich unter der Woche für mind. eine halbe Stunde.

Neben der bewussten Aufnahme von Licht durch künstliche Quellen hilft natürlich auch Tageslicht. Bewegung unter freiem Himmel und in der frischen Luft regt nicht nur den Kreislauf und die Durchblutung an, sondern sorgt auch dafür, dass der Serotoninhaushalt und somit die Laune ausgeglichen bleibt.[4]

Funfact

Bei der selbst geführten Lichttherapie spielt die Lichtfarbe keinerlei Rolle. Ob man sich von kaltem oder warmem Licht, Blau- oder Rotlicht bestrahlen lässt, ist dabei vollkommen egal. Jedem das Seine – nur wohlfühlen sollte man sich dabei.

Den hormonellen und den geistigen Ausgleich kann auch Dunkelheit stabilisieren, wenn die Dunkelphasen für ausreichenden Schlaf und Erholung genutzt werden.

Fazit

In der Winterzeit leisten Sie als Hausmeister einiges. Dabei setzen Sie sich nicht nur unbequemer Witterung aus, sondern verzichten aufgrund Ihres Räum- und Streuplans oft über lange Zeit auf die wenigen, wichtigen Lichtstunden der Tage. Lichtmangel kann sich nicht nur auf Ihre körperliche Leistungsfähigkeit und Ihren Hormonhaushalt, sondern auf Ihre psychische Verfassung auswirken. Um gesund und fit zu bleiben, sollten Sie auf sich achten; d.h. die Symptome eines potenziellen Winterblues oder einer Winterdepression im besten Fall früh zu erkennen, gegenzuwirken oder den Arzt Ihres Vertrauens aufzusuchen.

Funfact

Lachen hilft. In jedem Fall können ein gesunder Humor, gute Laune und ein Lächeln auf den Lippen den Winterdienstfreunden nicht schaden.

Quellen:

[1] https://www.wagner-sicherheit.de/beduerfnis-nach-licht.html

[2] https://magazin.velux.de/artikel/richtig-wach-welchen-einflusstageslicht-und-dunkelheit-aufdie-innere-uhr-haben.html

[3] Werth, Steidle, Hubschneider, de Boer, Sedlbauer: Psychologische Befunde zu Licht und seiner Wirkung auf den Menschen – ein Überblick. DOI:10.1002/bapi.201310058

[4] https://www.oberbergkliniken.de/artikel/winterblues-oderwinterdepression

Der Autor

Sandra Lippet arbeitet seit dem Abschluss ihres Masterstudiums der Internationalen Literatur im Frühjahr 2019 als Produktmanagerin im Fachverlag. Seit März 2020 leitet sie die Redaktion der Hausmeister-Zeitschrift. Das ist ihr eine Herzensangelegenheit – nicht zuletzt, weil auch ihr Vater seit vielen Jahre als Hausmeister tätig ist.

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