Abflussreinigung
So läuft es wieder
Text: Sabine Kurz | Foto (Header): © Tom – stock.adobe.com
Sammeln sich Schmutz, Fett, Speisereste, Haare oder Kalk im Abflussrohr an, fließt das Wasser nicht mehr ab und unangenehme Gerüche stellen sich ein. Wir geben Ihnen Tipps zur Problemlösung.
Auszug aus:
DER HAUSMEISTER
Praxis – Technik – Sicherheit – Recht
Ausgabe Februar 2020
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INHALTE DES BEITRAGS
Typische Ursachen für Verstopfungen
Hausmittel zur Reinigung des Abflusses – ja oder nein?
Abflussreinigung mit Geräten
Vorbeugung ist besser als Rohrreinigung
Wenn die Verstopfung nicht mehr weicht
Schwere Rohrverstopfung oder Rohrbruch?
Rohrbeschädigung: So schnell wie möglich reparieren
Wird das Abflussrohr durch eine besonders hartnäckige Verstopfung beschädigt, kann es im schlimmsten Fall zu einem Rohrbruch kommen. Doch egal, was passiert: Bleiben Sie ruhig und finden Sie zuerst heraus, warum und wo der Abfluss verstopft ist. Toiletten verstopfen oft plötzlich, wenn jemand etwas hineinwirft, das dort nicht hineingehört. Bei Waschbeckenabflüssen oder dem Ausguss in einer Küche entwickelt sich eine Rohrverstopfung dagegen oft langsam, weil sich immer wieder kleine Mengen von Fremdkörpern oder Substanzen anlagern.
Typische Ursachen für Verstopfungen
Haare
In den Abflüssen von Duschen, Badewannen und Waschbecken bleiben fast immer Haare hängen, die sich mit Seifenresten und ausgespülten Pflegeprodukten zu regelrechten Knoten zusammenballen können, denen schwer beizukommen ist.
Seifenreste
In Bad und Küche gehören auch Seifenreste zu den typischen Verursachern von Rohrverstopfungen – oft, weil sie mit Haaren oder kleinen Speiseresten verkleben.
Schmutz und Sand
Hält man Heimtiere wie Hund oder Katze, gelangen bei der Fellwäsche u. a. Schmutzbröckchen, Sand oder kleine Blätter in den Abfluss.
Farben, Lacke und Lösungsmittel
Natürlich gehören solche Substanzen eigentlich nicht ins Abwassersystem. Zumindest Reste gelangen aber immer wieder in die Rohre und können dort Verstopfungen (aber auch Rohrschäden) begünstigen.
Fettablagerungen
Fettige Pfannen und Töpfe wandern selten direkt in die Spülmaschine, sondern werden im Küchenausguss (vor-)gereinigt. Dabei gelangt flüssiges Fett ins Abflussrohr, kühlt ab und lagert sich im Rohr an – bevorzugt an sensiblen Stellen wie Abzweigungen und Knicken. Es dauert zwar meist lange, bis sich daraus eine Verstopfung entwickelt, doch wenn sie einmal da ist, ist diese oft hartnäckig.
Essensreste und Schmutz
In einem typischen Küchenausguss landen zwangsläufig Essensreste, Kaffeesatz, Teeblätter, aber auch Schmutz.
Binden und andere Fremdkörper
Toiletten verstopfen häufig, weil Damenbinden, Tampons oder Speisereste hineingeworfen werden.
Fehlkonstruktionen der Rohre
Verstopft ein Abfluss immer wieder ohne offensichtlichen Grund, können Knicke und Abzweigungen in den Abflussrohren die Ursache dafür sein. Auch ein zu schwaches Gefälle begünstigt Verstopfungen. Ist das der Fall, muss man sich entweder mit den Verstopfungen abfinden oder man erneuert die Abflussanlage so, dass weniger Biegungen entstehen.
Hausmittel zur Reinigung des Abflusses – ja oder nein?
Manchmal helfen einfache Hausmittel, den Abfluss wieder frei zu bekommen. Ob das klappt, hängt von der Schwere der Verstopfung ab und davon, wie weit die Blockierung vom Abfluss entfernt ist. Aber Vorsicht: Nicht alle vermeintlichen „Geheimrezepte“ sind sinnvoll.
Heißes Wasser
Wenn man mit heißem Wasser spült, sollte stets zuerst getestet werden, ob sich im Abflussrohr etwas bewegt. Im besten Fall wird eine kleine Verstopfung so schon angelöst oder gar beseitigt.
Essig und Backpulver
Als Alternative zu scharfen Reinigern sind Essig und Backpulver geeignet, eine leichte Verstopfung zu beseitigen. Dazu gibt man vier Esslöffel Backpulver oder Küchennatron in den Abfluss und schüttet dann eine halbe Tasse Essig nach. Schnell fängt es im Rohr an zu blubbern. Sobald keine Geräusche mehr zu hören sind, spült man mit heißem, aber nicht kochendem Wasser nach. Ein Pluspunkt der Essigreinigung ist, dass der pH-Wert des Wassers im Siphon sinkt. So lösen sich auch Seifen- und Spülmittelreste. Grobe Verstopfungen bekommen Sie mit diesem Hausmittel allerdings nicht in den Griff.
Kaffeesatz
Gegen Verstopfungen bringt Kaffeesatz zwar nichts, aber er hilft dabei, üble Gerüche zu beseitigen. Dafür gibt man eine ordentliche Portion Kaffeesatz mit 1 l Wasser in den Abfluss. Nach ungefähr einer Stunde spült man schließlich mit viel heißem, aber nicht kochendem Wasser nach.
Abflussreiniger
Abflussfrei-Produkte beheben leichte Verstopfungen, können aber auch die Innenseiten der Abflussrohre angreifen. Vor allem bei Kunststoffrohren droht bei häufiger Anwendung ein Rohrbruch.
Abflussreinigung mit Geräten
Löst heißes Wasser die Verstopfung nicht, können Sie als Hausmeister zu folgenden Geräten greifen:
Saugglocke (Pümpel)
Eine Saugglocke sollte immer zur Hand sein. Ob die Toilette verstopft ist oder ein Waschbecken nicht mehr abläuft: Mit ein bisschen Pumpen lässt sich so manche Verstopfung beseitigen. Beim Waschbecken müssen Sie den Überlauf zuhalten, während Sie pumpen – sonst geht die Wirkung verloren. Vergessen Sie nicht, nach dem Pumpen mit möglichst viel Wasser gut nachzuspülen.
Siphon abmontieren und öffnen
Bei Waschbecken und Küchenspülen lässt sich der Geruchsverschluss (oder Siphon) unter dem Becken abschrauben. Dazu stellt man einen größeren Eimer darunter, legt einen alten Lappen um das Gewindestück des Siphons, damit es nicht verschrammt, und löst dieses schließlich mit einer Wasserpumpenzange. Nun lässt sich der oft nicht gerade wohlriechende Inhalt entfernen. Meist ist die Verstopfung damit bereits aufgelöst. Nutzen Sie dennoch die Gelegenheit, das geknickte Rohr gründlich mit heißem Wasser zu reinigen.
Spindel oder Spirale
Setzt man Spiralen oder Spindeln ein, lassen sich die meisten Verstopfungen beseitigen – auch solche, die hinter dem Geruchsverschluss im Abflussrohr sitzen. Spiralen oder Spindeln kann man in verschiedenen Längen und mit verschiedenen Durchmessern kaufen, sodass sie praktisch für jedes Abflussrohr passen. Wichtig ist, das man bei der Arbeit seine Kleidung schützt, denn wenn die Spindeln sich beim Herausziehen drehen, muss man mit Spritzern rechnen. Auch einen Wischlappen und einen Eimer mit sauberem Wasser sollte man bereithalten, damit man Verschmutzungen sofort beseitigen kann.
Hochdruckreiniger mit Aufsatz
Besonders hartnäckigen Verstopfungen kommt man mit einem Hochdruckreiniger mit Spezialaufsatz bei. Dieser arbeitet im Prinzip wie eine Spindel, wirkt aber mit einem zusätzlichen Wasserstrahl weit intensiver. Zur Handhabung braucht man Geschick und Übung. Denn wenn sich die Verstopfung löst, kann ein Teil des Schmutzwassers zurückschwappen und sich dann im Raum oder auf Ihrer Kleidung verteilen.
Hinweis
Die Industrie hat Drahtbüsten speziell für die Abflussreinigung entwickelt. Verzichten Sie vorsichtshalber darauf, die Rohre damit zu traktieren. An Abzweigungen und Biegungen kommt man damit nicht heran, und die entstehenden Kratzer können das Innenrohr zudem schwer beschädigen.
Vorbeugung ist besser als Rohrreinigung
Wer einmal mit einer hartnäckigen Verstopfung gekämpft hat, möchte dieser beim nächsten Mal vorbeugen. Die wichtigste Regel dabei: Nicht zu viel Wasser sparen.
Viel Wasser hilft viel
Heißes Wasser hilft dabei, Fett und andere Verschmutzungen zu lösen. Eine beginnende Verstopfung lässt sich oft vermeiden, wenn man das Wasser einfach eine Weile laufen lässt.
Abflusssiebe
Ob Haare im Waschbecken im Privathaushalt oder Essensreste in einer Großküche: Feinmaschige Siebe fangen gröbere Verschmutzungen auf und entlasten die Abflüsse. Natürlich müssen diese dennoch regelmäßig gereinigt werden.
Wenn die Verstopfung nicht mehr weicht
Wenn nicht nur der Abfluss verstopft ist, sondern sich eine echte Rohrverstopfung festgesetzt hat, sollte man einen Rohrreinigungsfachmann hinzuziehen. Das ist auch deshalb wichtig, weil sich eine schwere Rohrverstopfung im ungünstigsten Fall zum Rohrbruch auswachsen kann. Wurde dieser durch ein nicht sachgemäßes Hantieren am Abflussrohr verursacht, so wird die Versicherung womöglich passen.
Eine Fachfirma wird sich erst einmal ein Bild davon machen, wo die Verstopfung sitzt, und dann eine geeignete Maßnahme zu deren Beseitigung wählen. Zur Einschätzung der Lage eignen sich folgende Methoden:
Feuchtigkeitsmessung
Ist der Verlauf der Rohre im Gebäude in einem Plan festgehalten, kann man mit einer Feuchtigkeitsmessung feststellen, ob bzw. wo ein Leck (oder gar ein Rohrbruch) vorliegt.
Kameraeinsatz
Alternativ kann man eine kleine Inspektionskamera ins Rohr einführen und anhand der abgerollten Schlauchlänge die genaue Lage eines Lecks (oder einer Rohrverstopfung) aufspüren. Dazu sollte der Verlauf der Abflussrohre bekannt sein.
Horchmethode
Die Horchmethode nutzt ein elektro-akustisches Messgerät, das mit einem hochempfindlichen Spezial-Mikrofon mit eingebautem Verstärker, Tastspitze und Kopfhörer ausgestattet ist.
Thermografiemessung
Mittels Thermografie kann man Temperaturunterschiede zwischen trockenen und feuchten Abschnitten eines Abflussrohrs aufspüren. Verdunstende Feuchtigkeit führt dazu, dass an einer Leckstelle eine niedrigere Temperatur herrscht als an einem trockenen Rohrabschnitt.
Schwere Rohrverstopfung oder Rohrbruch?
Bei jeder gravierenden Rohrverstopfung kann es zum Rohrbruch kommen – und das wird dann teuer. Um dies zu verhindern, sind manchmal folgende Maßnahmen erforderlich:
Rohröffnung
Abflussrohre außerhalb eines Gebäudes haben i. d. R. Revisionsöffnungen. Manchmal ist es einfacher, eine verstopfte Stelle von dort aus zu erreichen. Ist dies nicht möglich, so kann es im ungünstigsten Fall billiger sein, das Rohr außen zu öffnen und nach der Reinigung wieder zu reparieren. Tritt ein Rohrbruch irgendwo im Gebäude auf, so sind vom auslaufenden Wasser womöglich nicht nur Wände, Böden und Decken gefährdet, sondern auch Maschinen, Geräte und Möbel.
Rohrbeschädigung: So schnell wie möglich reparieren
Bemerken Sie eine Beschädigung am Rohr, gibt es nur eine Lösung: Das Rohr sollte so schnell wie möglich repariert oder ausgetauscht werden. Das ist allemal billiger als die Folgen eines Rohrbruchs!
Der Autor
Sabine Kurz ist Journalistin, Blattmacherin und Buchautorin. Sie berät, konzipiert und schreibt seit vielen Jahren erfolgreich zu den Themen Gesundheit, Medizin und Gesundheitspolitik, Arbeitssicherheit und Psychologie. Sie arbeitet für Zeitschriften, große Verbände, Unternehmen und Internet.